Silomaisreifebestimmung mittels Wärmesummenmethode
Für eine leistungsgerechte und effiziente Versorgung von Tieren mit hohen Leistungen sollte der Stärkegehalt in der Maissilage mehr als 300 g/kg Trockenmasse (TM) und die Energiekonzentration mehr als 6,5 MJ NEL/kg TM betragen.
Untersuchungen von Maissilagen im Land Brandenburg zeigen, dass die Qualität in den einzelnen Jahren stark schwanken kann. Die Energie kommt vor allem aus dem Korn. Deshalb sind pflanzenbauliche Maßnahmen besonders wichtig, die eine kräftige Entwicklung der Einzelpflanze und eine gute Kolbenausbildung gewährleisten. Außerdem spielt der Erntetermin eine große Rolle. Silomais erreicht das optimale Reifestadium für die Silierung, wenn der TM-Gehalt im Kolben 50 % überschreitet. Nach der erweiterten BBCH-Skala „Einheitliche Codierung der phänologischen Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen“ muss dazu BBCH 85 erreicht sein. Das bedeutet „Teigreife (Siloreife): Körner gelblich bis gelb; teigige Konsistenz; ca. 55 % TM im Korn“. Allerdings ist bei dieser Ausreife die Kornentwicklung noch nicht abgeschlossen, sie liegt erst bei ca. 60 % des möglichen Kornertrages vor.
Erst bei BBCH 87 „Physiologische Reife: Schwarze(r) Punkt/Schicht am Korngrund; ca. 60 % TM im Korn“ – das entspricht einem TM-Gehalt im Kolben von etwa 55 % – können über 80 % des möglichen Kornertrages erreicht werden.
Die Silomaisernte sollte bei BBCH 89: „Vollreife: Körner durchgehärtet und glänzend; ca. 65 % TM im Korn“ (etwa 60 % TM im Kolben) abgeschlossen sein.
Erfahrungsgemäß besteht durch die Getreideernte und die Zwischenfrucht- und Herbstbestellung von Winterraps und Wintergetreide kaum Zeit, die Silomaisreife im Auge zu behalten.
In Zusammenarbeit mit dem Albrecht-Daniel-Thaer-Institut der Humboldt-Universität und der Forschungsstation Dedelow des ZALF wird der optimale Erntetermin für Silomais unter Anwendung der Wärmesummenmethode in drei Regionen Brandenburgs einschließlich angrenzender Bundesländer an drei Standorten geschätzt und wöchentlich ab Mitte August mitgeteilt: Nordwestliches Brandenburg – Paulinenaue, Nordöstliches Brandenburg - Dedelow, Südliches Brandenburg – Thyrow.
(Dr. Rudolf Schuppenies † und Dr. Jürgen Pickert)
Methode
Die Ermittlung des Blühtermins (BBCH 65) ist für Silomais eine wichtige Voraussetzung, um über Wärmesummen den Reifegrad des Kolbens zu schätzen. Eine Wärmesumme von mehr als 600 °C nach der Blüte bedeutet, dass TM-Gehalte von 50 % im Kolben und 28 % in der Gesamtpflanze mit hoher Sicherheit überschritten werden. Für die Ausnutzung des Ertragspotentials und die Erzielung einer hohen Futterqualität sollte aber das BBCH-Stadium 87 erreicht werden. Die Ernte bei Vollreife (BBCH 89) setzt einen frischen, noch grünen Restmais voraus, wenn in der Gesamtpflanze ein TM-Gehalt von 35 % eingehalten werden soll. Kolbenuntersuchungen während der Reifephase können für eine Bestimmung des Erntetermins über Wärmesummen genutzt werden.
Die Reifeschätzung von Silomais in Brandenburg basiert auf den langjährig am Standort Paulinenaue ermittelten Wärmesummen für das Erreichen eines bestimmten Trockenmasse-Gehaltes (TM-Gehalt) im Kolben. Die Wärmesummen sind nach einer Methode berechnet worden, wie sie in Frankreich durch AGPM angewendet wird. AGPM ist die Bezeichnung für eine Organisation, die mit dem Deutschen Maiskomitee (DMK) vergleichbar ist.
Die tägliche Wärmesumme nach AGPM (°C) wird dabei folgendermaßen berechnet:
TAGPM = tx - tb
tx = (Tmin + Tmax)/2 (°C)
tb : Basistemperatur (6 °C); wenn tx < 6 °C, dann ist tx – tb = 0
Tmin : Tagesminimum (°C)
Tmax : Tagesmaximum (°C); Tmax = 30, wenn Tmax > 30 °C
Im Vergleich zu anderen Institutionen (z. B. Prognose-Modell des DMK), die die Wärmesumme von der Aussaat bis zur Ernte ermitteln und den TM-Gehalt in der Gesamtpflanze schätzen, berechnet das Paulinenauer Modell den TM-Gehalt im Kolben in Abhängigkeit von der Wärmesumme nach der Blüte (BBCH 65). Nach langjährigen Untersuchungen in Paulinenaue ist es zweckmäßig, bei der Berechnung von Wärmesummen, die Wachstumszeit des Maises in eine Periode von der Aussaat bis zur Blüte und in eine weitere von der Blüte bis zur Ernte zu teilen. Es zeigte sich, dass Sortenunterschiede vor allem im Wärmebedarf bis zur Blüte zum Ausdruck kommen. Außerdem sind standortbedingt jährliche Schwankungen der Wärmesumme in dieser Periode durch besondere Bedingungen bei der Aussaat oder bei Trockenstress, aber auch durch Nässeeinfluss möglich. Langjährige Untersuchungen lassen die Annahme zu, dass ab der Blüte alle Maissorten einen annähernd gleichen Wärmebedarf für die Ausreife der Körner zur Gewährleistung einer hohen Qualität des Silomaises haben und dass deshalb auf eine Unterscheidung nach Reifegruppen oder Aussaatterminen verzichtet werden kann.
Die Schätzung des TM-Gehaltes im Kolben über Wärmesummen nach der Blüte ermöglicht im Umkehrschluss aus der Bestimmung des TM-Gehaltes im Kolben zu einem beliebigen Zeitpunkt den Rückschluss auf den Termin der Blüte einerseits und die noch erforderliche Wärmesumme bis zur Ernte andererseits. Eine sichere Aussage über den TM-Gehalt des Kolbens ist technisch einfacher zu realisieren als die Ermittlung des TM-Gehaltes in der Gesamtpflanze, weil das dafür notwendige Häckseln der gesamten Pflanze entfällt. Damit entfallen auch mögliche Entmischungen der Fraktionen Korn, Kolben und Restpflanze bei der Probenahme und sich daraus ergebene Fehlerquellen.
In den Jahren 2007 bis 2013 wurde an den Standorten Dedelow und Paulinenaue ein identisches Sortiment an Sorten für die Reifeprüfungen genutzt. Ebenso stimmten die wöchentlichen Erntetermine überein, so dass die ermittelten Ertrags- und TM-Gehaltswerte die Grundlage für die dargestellten Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen Wärmesumme und TM-Gehalt im Kolben einerseits der Kolbenausreife und den Ertrags- bzw. Qualitätsparametern andererseits bilden.
Im Mittel des genannten Versuchszeitraums ergaben die Untersuchungen, dass mit einer Wärmesumme von 600 °C am Standort Paulinenaue ein TM-Gehalt im Kolben 52,9 % und am Standort Dedelow von 54,3 % erreicht wurde. Damit wird mit ähnlich hoher Bestimmtheit der Prognosewert von 53,4 % und die Empfehlung, die Silomaisernte erst nach dem Erreichen dieser Wärmesumme zu beginnen, bestätigt.
(aus Dr. F. Hertwig, Dr. R. Schuppenies, 2007; gekürzt)
Informieren Sie sich hier über die Wärmesummenmethode zur Silomais-Reifeprognose im Detail (PDF, 380 KB). |